Samstag, 28. April 2012

Mein unsoziales Gen



Endlich. Sommer. 27°.
Eine Freundin hatte zum fetten Grillbeisammensein eingeladen und ich  - ganz getreu meinen Vorsätzen mich diesen Sommer nicht zu verkriechen - habe mich tatsächlich verdammt drauf gefreut. Auch dann noch, als irgendwann gemerkt habe, dass ich außer meiner Freundin keinen kennen werde. "Egal", dachte ich, "lernste halt mal neue Leute kennen, ist doch toll." Kam aber anders.
Ich fühle mich allgemein in Menschenmengen alles andere als pudelwohl, aber auf dieses komprimierte Konzept von Menschenmenge komme ich am wenigsten klar. Als ich irgendwann ging, war die Gruppe 20 Mann (und Frau) stark. Aber fangen wir von vorne an.
Ich war von den Geladenen die erste und hab meine Decke neben die erste gelegt, und die nachfolgenden Menschen legten ihre Decken an, wie bei Domino halt. Dann kam endlich der erste Grill (in Berlin scheint derzeit Grillknappheit zu herrschen), und der wurde am anderen Ende des Deckendominos, das inzwischen einem Floß glich, angezündet. Die Nachfolgenden kannten immer mal einen oder alle und hockten sich dann gleich dazu und es bildeten sich so kleine Grüppchen, die munter drauflos nölten (zuviel gesoffen letzte Nacht), quatschten (gestern war Monsterbash), lachten (weeßte, der Hans-Gerd hat das und das...) und gammelten - übrigens so mindestens zwei Meter von mir weg. Ich saß...auf meiner Decke. Und als die Grills schließlich nicht nur an sondern auch bestückt waren, verlagerten sich auch die letzten Leute im 2m-Radius in den 4m-Radius.
"Ja, wäre sie einfach mit umgezogen" - denkste, jetzt kommt nämlich mein unsoziales - oder: soziophobes - Gen ins Spiel. Das Gen, das für mein Verhalten in solchen Menschengruppen verantwortlich ist. Das mich hemmt, mich irgendwo dazuzusetzen, mitzureden und dabeizusein. Ich kann nicht einfach aufstehen, zu Leuten, die ich nicht kenne, hingehen, und sagen: "Hallo, hier bin ich, was geht ab?" Ich bin auch nicht gut darin, Smalltalk zu halten, jedenfalls nicht auf Anhieb. Und dieses Deckenfloß wirkte mehr und mehr wie eine immer höher werdende Mauer, die ich einfach nicht überwinden konnte. Und anscheinend wirkt es auf andere so, als hätte ich kein Interesse an Menschen oder mich wohlfühlen auf meinem Deckengefängnis, total abweisend und mir selbst genügend. Vielleicht ist es zuviel erwartet, dass Fremde sich einfach mal zu einen setzen, wenn man es selbst ja nicht kann, aber ich kam mir so dämlich, deplatziert und überflüssig vor...Nach zwei Stunden bin ich unter einem Vorwand gegangen. Ich kann ja schlecht sagen, was los war, das klingt so unfassbar selbstmitleidig...

Keine Ahnung. Muss erstmal sortieren.

Jetzt Coke Zero und Detektiv Conan. 
Blubb.